Wie wir Arbeitsplätze zukunftssicher gestalten
Was sind digitale Kompetenzen?
Bisher existiert keine abschließende, berufsübergreifende oder gar weltweit gültige Definition von Digitalkompetenzen. Meist wird unter diesem Begriff das Wissen über und die Anwendung von digitalen Werkzeugen zusammengefasst, die in den jeweiligen Branchen und Berufsfeldern unterschiedlich eingesetzt werden. Wichtig ist daher zunächst ein klares Verständnis der zu bewältigenden Aufgaben sowie ein Überblick über verfügbare digitale Ressourcen und Tools. Unser Anspruch muss jedoch sein, über die zielgerichtete Nutzung von Technologie auch eine persönliche Haltung zu entwickeln, die rechtliche, ethische und gesundheitliche Aspekte dabei einbezieht.
„Digitale Kompetenz ist eine Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen in Bezug auf den Einsatz von Technologie zur Erfüllung von Aufgaben, Problemlösung, Kommunikation, Informationsmanagement, Zusammenarbeit sowie zur effektiven, angemessenen, sicheren, kritischen, kreativen, unabhängigen und ethischen Erstellung und Weitergabe von Inhalten.“
(Anders Skov, 2016)
Der Versuch eines Basismodells
Als Basismodell, das entsprechend funktionsbezogen ergänzt werden sollte, kann diese Übersicht von Anders Skov (Center for Digital Dannelse) dienen:
- Informationen
Fähigkeit, digitale Informationen zu identifizieren, zu lokalisieren, abzurufen, zu speichern, zu organisieren und zu analysieren sowie Relevanz und Zweck zu bewerten - Kommunikation
Fähigkeit zur Kommunikation, Zusammenarbeit, Interaktion mit und Teilnahme an virtuellen Teams und Netzwerken sowie zur Nutzung geeigneter Medien, Tonfall und Verhaltensweisen - Produktion
Fähigkeit, digitale Inhalte zu erstellen, zu konfigurieren und zu bearbeiten, digitale Probleme zu lösen und neue Wege zu erforschen, um die Vorteile der Technologie zu nutzen - Sicherheit
Fähigkeit, die digitale Technologie sicher und nachhaltig in Bezug auf Daten, Identität und Gesundheit am Arbeitsplatz zu nutzen und die rechtlichen Folgen, Rechte und Pflichten zu beachten
Lernagilität als Basis digitaler Kompetenzen
Die Fähigkeit zur Anwendung digitaler Werkzeuge hat eine besonders kurze Halbwertszeit und verändert sich mit Technologien und Märkten. Daher benötigen wir zusätzlich zur entsprechenden Lernfähigkeit eine positive Grundhaltung zum kontinuierlichen Lernen. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist hier das Motto frei nach Sokrates. Darauf aufbauend sind Aufgeschlossenheit, Veränderungsbereitschaft sowie ein hohes Maß an Empathie Grundvoraussetzungen, um neue Konzepte, Prozesse und Lösungen angehen zu können.
Wozu digitale Kompetenzen?
Digitale Geschäftsmodelle spielen eine zunehmende Rolle für die Überlebensfähigkeit von Unternehmen. Entsprechend hoch ist die Anforderung zur Entwicklung geeigneter Strategien unter Einbeziehung der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit von Umgebungsfaktoren. Um erfolgreich von Menschen umgesetzt zu werden, müssen diese Strategien in erkennbare Aufgaben und Anforderungen heruntergebrochen werden. Entsprechend gilt es, Teams mit vielfältigen Kenntnissen, Fähigkeiten und Perspektiven zu entwickeln. Denn Digitalkompetenz betrifft alle Mitarbeitenden.
Digitalkompetenz in der Personalauswahl
Die Lernagilität von Bewerber*innen ist in klassischen Vorstellungsgesprächen kaum einschätzbar, hingegen sehr gut durch entsprechende Assessment-Tools messbar. Zur Ermittling der oben genannten Digitalkompetenz kommt uns hingegen der Umstand zugute, dass deren Anwendungsfelder zunehmend ineinander verschmelzen. Dies geschieht nicht nur als überfachliche Kompetenzen zwischen den Berufsfeldern, sondern auch weit hinein in private Anwendungen. Daher ist es vergleichsweise einfach, geeignete Kenntnisse und Erfahrungen von Bewerber*innen zu übertragen, beispielsweise in einem virtuellen Setting zum Vorstellungsgespräch, durch Besprechung einer Aufgabe zum Einholen und Bewerten von Informationen, zur Gestaltung von Kommunikation oder durch den Entwurf eines Sicherheitskonzepts.
Personalentwicklung
Zur Schaffung einer passenden Lernumgebung für Digitalkompetenzen ist eine positive Fehlerkultur unabdingbar, um proaktive Neugier und Offenheit für innovative Tools zu fördern. Dies könnte beispielsweise durch individuelle Zeitslots zum selbstorganisierten Lernen und einen regelmäßigen Austausch über Erkenntnisse und Erfahrungen erfolgen.
Durch die Möglichkeit zur Teilhabe an unternehmensstrategischen Entwicklungen können Einzelne und Teams aktuelle und zukünftige Weiterbildungsbedarfe besser erkennen und einplanen. Schließlich gelingen Digitalisierungsmaßnahmen dort besonders gut, wo auch Mitarbeitende profitieren, wie zum Beispiel bei der Flexibilisierung von Arbeit durch die Werkzeuge zur virtuellen Zusammenarbeit.
Was müssen Führungskräfte tun?
- Attraktive und visionäre Strategien für die Überlebensfähigkeit ihrer Organisationen entwickeln und kommunizieren
- Anforderungen an die Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitenden und Teams strategisch ableiten und beschreiben
- Arbeitsumgebungen gestalten, in denen Professionalität und geeignete Ressourcen ebenso verfügbar sind wie Raum für Kreativität und Experimente
- Bei sich selbst beginnen und das eigene Agieren in einer zunehmend digitalen Welt kontinuierlich überprüfen
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